MFG - Best Practice
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MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Best Practice

Text Michael Müllner
Ausgabe 12/2012

Zuerst wochenlanges Warten auf einen Termin, dann ewiges Langweilen im Wartezimmer. Nur um dem Gott in Weiß dann viel zu kurz gegenüberzusitzen? Dass es auch anders geht, wollen die „Ärzte im Zentrum“ beweisen.

Mittlerweile sind es schon zwölf „Ärzte im Zentrum“, die seit einem Jahr zeigen, wie man mit Kundenorientierung den Alltag für Patienten und Ärzte verbessern kann. Gleich neben dem bekannten Institut Frühwald in der St. Pöltner Grenzgasse bieten sie in einer modernen Gemeinschaftsordination ihren Patienten eine „Behandlung“, wie sie sich diese selbst wünschen würden, wenn sie Patienten wären. Internist Bernhard Angermayr: „Wir kennen und schätzen uns aus dem gemeinsamen Arbeitsplatz im Krankenhaus. Zusätzlich arbeiten wir selbständig im Zentrum und genießen dabei den Vorteil, dass wir bestens vernetzt sind und so auch unsere Patienten optimal betreuen können.“ Gerade diese Vernetzung eines möglichst kompetenten und spezialisierten Arztes scheint dem Patienten wichtig – neben den Basics der Kundenorientierung wie rasche Termine, die pünktlich eingehalten werden und viel Zeit für den Patienten.
„Jeder Arzt arbeitet eigenständig, aber wir unterstützen uns und tauschen uns aus. Ich kenne in Österreich kein ähnlich gut strukturiertes Konzept“, erzählt der Gefäßchirurg Niklas Spitzer, ebenfalls ein Gründungsmitglied. Als St. Pöltner denkt er auch patriotisch: „St. Pölten ist für mich ein ungeschliffener Diamant, der sich gerade in den letzten Jahren sensationell entwickelt hat. Es ist für uns als junge Ärzte einfach cool, dass wir an dieser Dynamik teilhaben können.“ Wer mit Arztbesuchen noch den Einrichtungsstil der 70er Jahre und Computer auf MS-DOS-Basis vermutet, der wird sich bei den im Schnitt 35 Jahre alten Ärzten umstellen müssen. Angermayr: „Wir haben uns dieses Konzept nicht überlegt, um möglichst viel Geld zu verdienen, sondern weil wir uns das hier selber Wert sind. Wir möchten es uns ermöglichen in einer freundlichen, modernen Atmosphäre zu arbeiten. In einem Eingriffsraum für Tages-OPs auf höchstem Niveau, mit sehr guten und sehr netten Kollegen. Und ja, wir stehen‘s uns auch auf moderne Technik, die alte Papierkartei gibt‘s bei uns nicht mehr.“
Dank positiver Mundpropaganda sind nicht nur Patienten aufmerksam geworden, auch zahlreiche Kollegen haben angeklopft. Von ursprünglich 200 wird nun auf 600m² aufgestockt, auch Physiotherapie wird bald angeboten: „Wer sehr gute Arbeit macht, ist bei uns willkommen. Da wir alle spezialisiert sind, ergibt sich auch keine Konkurrenz zu anderen niedergelassenen Ärzten oder Kliniken. Von der Politik über Krankenhausträger und Sozialversicherung bis hin zu zuweisenden Ärzten – jeder sieht uns als wertvolle Ergänzung, wir sind eine Schnittstelle zwischen Spitalsambulanzen und niedergelassenen Fachärzten.“
Doch wer kann sich so eine „Spezialbehandlung“ leisten? Die Untersuchungskosten erstattet die Krankenkasse zurück, die Ärzte verrechnen aber einen zusätzlichen Stundensatz (Erstordination bei Internist rund 100 Euro). Bei Therapien oder chronischen Krankheiten werden Pauschalbeträge ausgemacht. Angermayr: „Der Patient soll sich auch mit der Rechnung wohl fühlen – ohne Verdacht, unnötig wiederbestellt oder überwiesen zu werden.“